Donnerstag, 2. Mai 2013

Ich muß leider draußen bleiben …

modisch immer "uptodate" die Dame
Wie gestern beschlossen ging es heute wieder in die Wanderschuhe, trotz immer noch massivem Regens. Ich hatte mich gestern nochmal gründlich durch jede Menge Internetseiten gewühlt und eine Route mit Herbergen gefunden. Wir mußten nur ein paar Kilometer mit der Eisenbahn fahren, um auf den richtigen Weg zu gelangen.
Das Fahren mit der Eisenbahn ist recht einfach, das Erlangen der Fahrkarte hingegen ist eine Wissenschaft für sich …

Fast könnte man das Gefühl kriegen, die Automaten lieben es fremdsprachige Touristen auf die Schippe zu nehmen. Man kommt zunächst in eine Bahnhofshalle und stößt auf eine Menge Automaten in den verschiedensten Farben, welche wie wir inzwischen wissen jede für eine andere Betreibergesellschaft stehen. Als deutscher Bahnbenutzer wählt man den erst Besten, der frei ist und gibt sein Reiseziel ein. Dann fängt der Automat an, die verschiedensten Fragen zu stellen, die man alle gewissenhaft beantwortet, um dann nach langer Zeremonie zu erfahren, daß sich der Automat mit dieser Farbe leider für das gewünschte Ziel nicht zuständig fühlt. Also geht man zur nächsten Farbe, die einem ebenfalls, natürlich erst nachdem man ihm alle möglichen Fragen beantwortet hat sagt, daß auch er einem leider keine Fahrkarte zu dem gewählten Ziel verkaufen könne und wie es so ist im Leben, es ist natürlich immer der letzte Automat, der der Richtige ist. Egal, das nur nebenbei, wir fuhren also ein Stück raus auf's Land und starteten unsere Wanderung durch die Wildnis, vorbei an blühenden Rapsfeldern, durch kleine Wälder und natürlich durch den Regen, der die Lehmwege in den letzten Tagen so aufgeweicht hatte, daß das Laufen echt beschwerlich war, wo ist eine Asphaltstraße, wenn man sie braucht, aber wir haben's ja so gewollt. Wenn die Scheiße passt, dann trag sie auch...
Wir sind hier übrigens im Land der Hugenotten, was bedeutet, daß hier viele Protestanten leben, deren Häuser sehr leicht auszumachen sind, da ihre Gärten Gräber enthalten. Das liegt darin begründet, daß es ihnen in der Vergangenheit verwährt war, ihre Toten auf den öffentlichen Friedhöfen zu beerdigen, denn die waren rein katholisch. Was wohl mit den Protestanten passiert ist, die keinen eigenen Garten hatten? Wahrscheinlich mußten die wieder auferstehen und so lange arbeiten, bis sie sich einen eigenen Garten für ihre letzte Ruhe leisten konnten. Tja, pilgern bildet, hauptsächlich zwar nur Blasen an den Füßen, aber manchmal lernt man auch was dazu.
Gegen Abend erreichten wir das kleine Dorf Saint Savaunt, von dem wir wussten, das es eine Unterkunft gibt, wo man gegen Spende übernachten kann, man solle sich im Tabakladen neben der Kirche melden. Was wir auch taten und von wo wir zu einem Haus mit Muschel an der Tür geschickt wurden. Ein freundlicher Herr hieß uns willkommen, zumindest Raphael und mich. "Gehört der Hund etwa auch zu Euch?" Nein, das ist einer von den wilden Hunden, die sich bei Regen gerne mal mit Ponchos bekleiden und einfach hinter irgendwelchen Leuten herlaufen, dachte ich bei mir. Der müsse dann aber im Garten schlafen. Gut, dann muß ich aber auch im Garten schlafen, entgegnete ich ihm. Er fand daß zwar befremdlich, aber willigte ein. Gut, daß ich mein Tarp noch nicht nach Hause geschickt hatte.
Nachdem ich aufgebaut hatte bat er uns zum Essen rein. Wir wurden fürstlich bewirtet. Es gab Gemüseauflauf, Käse, Baguette, Früchte und Quark, dazu den obligatorischen Rotwein. Großartig! Außerdem erhielten wir noch Tips für den weiteren Weg bis zur spanischen Grenze. Ein echt gelungener Abend. Man muß dazu erwähnen, daß die Leute, die einen hier beherbergen das nicht machen, weil sie damit Geld verdienen oder so reich sind, daß sie es sich leisten könnten alle paar Tage stinkende Fremde durchzufüttern. Nein, es geht um die Sache, sie tun dir was Gutes und du tust irgendwann jemand anders was Gutes. Das passt dann schon und Allen geht's gut.

Ich lieg nun pappsatt und zufrieden mit meinem Hund an der frischen Luft und Raphael freut sich, daß er mal durchschlafen kann, ohne von meinem Schnarchen geweckt zu werden.
übernachten wir eben im Garten - wer braucht schon ein Bett …

4 Kommentare:

  1. Ach ja, was tut man nicht alles für seinen Hund. Auf jeden Fall ist in diesem Text mein bisheriger Lieblingssatz: "Tja, pilgern bildet, hauptsächlich zwar nur Blasen an den Füßen, aber manchmal lernt man auch was dazu." Schöne Formulierung :-) Gleich gehts in den Pfadfindergottesdienst auf den Kirchentag. Die Stadt ist ganz schön voll.
    Frohes sonnenscheinbegleitetes Weiterkommen (auch wenn man Fussel zu gerne in ihrem Dress weiterhin bewundern möchte). tres chic.
    k.

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  2. Deswegen bin ich nun bei den anderen Pfadfindern, da muß man nicht mehr in Gottesdienste...;-)

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    1. dürfen lieber olaf, dürfen...

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    2. Manche dürfen ja ganz schön oft... müssen...wollen...oder so...

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