Good day sunshine

Da haben wir doch mal wieder alles richtig gemacht. Wir sind gestern zum Einen wegen des schlechten Wetters in St Paul des Dax geblieben zum Anderen, weil wir Sachen waschen und trocken kriegen mußten. Außerdem gab es da die Möglichkeit, das Championsleague Endspiel zu sehen, was aber natürlich nicht der Ausschlag gebende Punkt war. Nur nebenbei, das Ergebnis gefiel mir ebenso gut, wie das Wetter der letzten Tage.

Heute Morgen dann endlich Sonnenschein. Wir brieten uns in Ruhe unser Frühstück und dann ging es los und die Sonne schien tatsächlich weiter und das sogar so, daß wir auf die langen Pullis verzichten konnten. Der Weg führte uns durch St Paul des Dax und durch Dax aber bei so einem Wetter ist selbst der kilometerlange Marsch durch eine Stadt mit all ihrem Verkehr ein Genuss. In Dax gibt es eine Therme aus der Römerzeit, die mit Wasser gespeist wird, was direkt heiß aus der Erde kommt und zwar so heiß, daß man sich fast die Finger verbrennt.
Wir verließen die Stadt und die Landschaft wurde endlich abwechslungsreicher. Es kamen Hügel und der unterschiedlichste Bewuchs. Man glaubt es kaum, aber die Sonne schien weiter und der Himmel blieb blau, dazu gab es ein kühles Lüftchen und Janis Joplin im Ohr. So lässt es sich pilgern. Dann plötzlich konnte man von einem Hügel aus am Horizont Berge erkennen, die Pyrenäen! Eine Gänsehaut überkam mich. Spanien ist in Sichtweite, welch ein Gefühl. Wären wir gestern bei dem schlechten Wetter gelaufen, hätten wir diesen Ausblick nicht gehabt. Pure Euphorie kam auf. Das erste Ziel ist in Sicht. Wir werden zwar immer noch ca drei Tage brauchen, bis wir St. Jean Pied de Port, den letzten Ort auf französischem Boden, erreichen aber es fühlt sich an, als wär er zum Greifen nah und was sind nach all der Zeit schon drei Tage?
St Jean Pied de Port heißt übersetzt, St Jean am Fuße des Passes. Dort startet der Camino Frances, der bekannteste Teil des Jakobsweges. Hier vereinen sich die meisten aus dem Norden kommenden Wege. Von dort gelangt man über den Rolandspass durch die Pyrenäen nach Spanien. Wenn man vom Jakobsweg spricht ist meist der Weg ab da bis Santiago de Compostella gemeint. Es ist streng genommen aber nur ein Teil des Jakobsweges, den Jakobsweg ist der Weg, den jemand geht, um zur Kathedrale von Santiago de Compostella und somit zum Grab des Apostels Jakob zu gelangen. Vorausgesetzt ich erreiche die Kathedrale von Santiago, darf sich nach dieser Definition nun auch Martfeld als am Jakobsweg liegend bezeichnen, denn ich bin da losgelaufen.
Wir machten einen Moment Pause und genossen den Anblick, bevor wir weiter nach Cagnotte marschierten. Dort angekommen fanden wir eine offensichtlich neu errichtete Herberge vor, allerdings verschlossen. Den Schlüssel könne man sich am Rathaus abholen, entnahmen wir einem Zettel, der an der Tür hing. Aber am Sonntag war das natürlich geschlossen. Wir riefen eine Nummer, die auch auf dem Zettel stand, an und ein freundlicher Herr kam und übergab uns den Schlüssel und etwas Suppe. Alles in Allem war es also ein gelungener Tag. Jetzt haben wir heute Nacht eine nagelneue Herberge mit allem Kompfort für uns alleine und der Preis für die Nacht beträgt eine Spende nach eigenem Ermessen.