Samstag, 27. April 2013

Morgenstund hat manchmal Spinne im Mund...

Über den Wolken freut sich die Sonne, daß sie heute nicht nass wurde
Die Nacht haben wir gut überstanden, zumindest ich, bei Raphael kann ich das noch nicht genau sagen, der schläft nämlich noch, aber die gelegentlichen Geräusche, die aus seinem Zelt kommen, verraten mir, daß zumindest sein Darm die Nacht trotz 2℃ Kälte heile überlebt hat.
Das Unwetter ist netterweise an uns vorbei gezogen und mit der Kälte kommt man wie gesagt im Schlafsack gut klar, spätestens nach fünf Minuten hat man sich das Ding auf eine angenehme Temperatur gepupst. Jetzt wird er aber ordinär könnte man denken. Es hilft nix, es gibt ein paar Dinge beim Pilgern, die weder Herr Kerkeling, noch Herr Coelho in ihren Reiseberichten ansprechen, die aber meiner Meinung nach in einer ehrlichen Berichterstattung nicht fehlen dürfen.
Bevor ich losging hörte ich von vielen Leuten den Satz:"Oh, so eine Pilgerreise würde ich auch gerne mal machen. Den ganzen Tag in der Natur und die tollen spirituellen Erfahrungen etc." Den ganzen Kram, den die Filme und Bücher hervor heben. Sicher ist das auch so, aber da sind ein paar Tatsachen, die man nicht außer Acht lassen kann. Wer beim Lesen dieser Zeilen gerade beim Essen sitzt, sollte vielleicht später weiterlesen.
Als ich 2010 das erste mal losging und vorher bei meinem Hausarzt zum Gesundheitscheck war, sagte er zu mir:" Du willst den Jakobsweg gehen, Du wirst Schmerzen haben..!" Recht hatte er, irgendetwas tut immer weh und wenn die eine Stelle nicht mehr wehtut, dann kommt auf Garantie eine andere Stelle des Körpers, die meint, sie müsste rumstressen. Blasen sind dabei das kleinste Problem. Zerrungen, Muskelkater, Sonnenbrand, die ganze Palette aber das lernt man zu ignorieren oder fährt nach Hause. Vor den im Vordergrund stehenden Schwierigkeiten hat aber auch der gute Doc mich nicht gewarnt. Weiß jemand, was "Arschwasser" ist? Nein, dann werde ich daß nun mal erläutern:
Beim Laufen ensteht jede Menge Schweiß dessen Produktion proportional zur Temperatur ansteigt. Der Schweiß den die Klamotten nicht aufsaugen können läuft aufgrund der auf unserer Erde herrschenden Schwerkraft nach unten. Dabei fließt das Meiste durch die Porinne und die darin enthalten Salzkristalle scheuern mit jedem Schritt die Innenseiten der Pobacken ein wenig mehr wund. Der so genannte Wolf entsteht. Es fängt ordentlich an zu brennen und mit jedem getanem Schritt wird das mehr. So ensteht schon nach wenigen gelaufenen Kilometern ein kleines Feuchtbiotop in der Unterhose. Nun kommt hinzu, daß man sich hier anders ernährt, als zu Hause. Man isst quasi alles, egal ob es schmeckt oder nicht. Der Körper braucht Unmengen an Nahrung und die gibt man ihm, wann immer es geht. Das hat eine logischerweise eine erhöhte Darmtätigkeit zur Folge, die sich durch sehr unterschiedlich aber immer intensiv riechende Darmwinde in den verschiedensten Klangfarben bemerkbar macht. Ein diskretes Unterdrücken ist aussichtslos, dem Druck hält kein Mensch stand.
Kommen nun diese Winde mit dem vorher beschriebenen Arschwasser zusammen... Richtig, dann schlägt's Blasen!
Wer einmal mit lauter Pilgern in einem Raum geschlafen hat, stellt zwangsläufig fest, daß dies Problem jeder hat und glaubt mir auch die Frauen. Fast noch schlimmer ist der auf der Haut getrocknete Schweiß wenn man zur Ruhe kommt, er sorgt dafür, daß es überall klebt, babt, juckt und stinkt. Wenn es so wie gestern am Abend keine Dusche gibt und man dann am Morgen schnell aus dem Schlafsack will, weil eine Spinne die einen dadurch geweckt hat, daß sie versucht hat einem in den Mund zu klettern, gerne vor das Zelt spucken möchte, muß man feststellen, daß das gar nicht so einfach ist, da der Schlafsack 1a am Körper klebt. Einfach herrlich diese Natur vor allem wenn der Schmerz nachlässt, den der Hering in den man in der Hektik mit nacktem Fuß getreten ist verursacht hat, langsam nachlässt...
Wohin man auch guckt, überall flüssiger Sonnenschein

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