Freitag, 26. April 2013

Gestern – … und einfach drüber freuen.

Marktplatz von Sainte Catherine de Fierbois mit Johanna von Orleans vor der Kirche, in der sie ihr Schwert erhielt
35℃ die Sonne knallt, keine Wolke, kein Schatten und nach zehn Kilometern über Feldwege, der erste Ort. Der Weg würde nun noch zehn Kilometer an einer Bundesstraße ohne Fußweg und Schatten entlang führen, bei der Hitze eine gefährliche Wahl nicht nur für uns, sondern auch für Fussel.
Als wir im Schatten einer Bäckerei überlegten, wie es weitergeht trafen wir eine nette Frau, die wir nach einer Bushaltestelle fragten. Die würde es in dieser Gegend nicht geben, aber sie könne uns mitnehmen nach Sainte Catherine de Fierbois. Genau da wollten wir hin. Während der Fahrt sahen wir, daß diese Entscheidung bei der Hitze mehr als richtig war, zumal ich langsam merkte, daß die Sonne mir einen leichten Stich verpasst hatte. Im Ort angekommen, ging es erstmal ab in den Schatten, Wasser gegen den Schwindel trinken. Doch wo nun schlafen?
 Sainte Catherine de Fierbois ist ein geschichtlich wichtiger Ort in Frankreich, hier schlief Jeanne D'Arc, bei uns als Jungfrau von Orleans bekannt, eine Nacht und hatte einen Traum. Sie solle sich in der dortigen Kirche ein Schwert holen und damit Frankreich von der Knechtschaft der Engländer befreien. Sie holte sich das Schwert und der Rest ist Geschichte...

Auch wir bekamen einen Schlafplatz dort. Privatunterkunft, eine Familie mit fünf Kindern, alle Pfadfinder, das verbindet. Am Abend wurden wir fürstlich bekocht,wir konnten zwischen rotem und weißen Wein wählen und das nach einer heißen Dusche und alles alles zum Preis einer Postkarte aus Santiago. Ungewohnte Situation für uns, wie verhält man sich richtig? Einfach nicht drüber nachdenken und drüber freuen dacht' ich mir. Das Haus war alt, aus Natursteinen gebaut und roch an einigen Ecken nach Kamin.
Zum Aufstehen war der Kaffee fertig und nach einem ordentlichen Frühstück wurden wir mit besten Wünschen und Tips wieder auf unseren Weg geschickt.


Ordentlich Kilometer gemacht heute, 
völlig erschöpft in La Celle Sainte Avant angekommen, im Rathaus, was hier Marie heißt, sagte man uns, daß es weder Supermarkt noch Zimmer gibt.
Der Regen kam immer näher, allerdings könnten wir gerne auf der Wiese hinterm Rathaus campen. Mein Pfadfinderherz schlug höher, endlich improvisieren. Gut daß ich mein Tarp noch nicht weggeschickt hab. Raphaels Begeisterung hielt sich in Grenzen. Also schnell ein Zelt mit den Wanderstöcken und der Pläne gebaut. 
Doch was nun essen. Einer muß noch los zum 4 Kilometer entfernten Supermarkt. Das bin dann wohl ich, schließlich muss Raphael noch seinen Fuß schonen. Ich lehrte schnell meinen Rucksack schnallte ihn auf und Fussel und ich machten uns auf den Weg. Ich hoffe wir schaffen das noch vor dem Unwetter. Auf jeden Fall werde ich heute den Rum nicht vergessen...
Nebenbei: die Wanderstöcken werde ich Firma Unterwegs in Bremen aber so was von um die Ohren hauen, habe sie noch vor kurzem reklamiert und die wussten, was ich hier vor habe und die speisen mich damit ab, daß es normal sei, daß die manchmal nicht arretieren. Das aber sicher beim dritten Versuch immer täten. Zum Glück hab ich das gemerkt, als ich sie als Zeltstangen benutzt habe. Nicht auszudenken, wenn das beim Abstützen in den Bergen passiert wäre. Die Gewinde der Feststellschrauben sind durch. Wer baut sowas bitte aus Plastik? Bekackte Amateure.

Tumor ist wenn man trotzdem lacht
Wär ich es nicht, der sich eben noch über einen kleinen Abendspaziergang freute? Um es vorwegzunehmen die Zahl vier hier entspricht unserer deutsch 7 zumindest bei Kilometerangaben. Man ahnt was kommt. Fussel und ich also frohen Mutes die vier, die laut GPS dann sieben waren, fröhlich runtergelatscht. Mit leerem Rucksack ist das echt kein Kunststück. Dort angekommen, stellten wir dann fest, daß der angekündigte Supermarkt ein LKW Rasthof war, wenn. ich bloß die Sprache hier ein wenig besser können würde. Egal, dachte ich bei mir da gibt's bestimmt auch alles, was man für ein Abendbrot brauchen könnte. Na ja, es gab auch alles, was ein LKW so braucht, Diesel, Motoröl und auch Luft aber für menschliche Bedürfnisse nichts.
Was nun? Garmin fragen, dacht ich mir. In 3,8 Kilometern wär eine Verkaufsstelle für Lebensmittel, sagte das Gerät. Daß geht ja noch, dacht ich mir und wir stiefelten los. Hoffentlich haben die noch auf und viel wichtiger, hoffentlich haben die Rum. Der Weg zog sich und die Gegend wurde immer einsamer, doch dann endlich Häuser in Sicht. 
Kennt hier zufällig jemand Büttenwarder? Wenn ja, dann habt ihr ungefähr eine Vorstellung, was mich da für eine Ortschaft erwartete. Genau so groß, mit einer Kneipe, die nebenbei zwei Regale für Lebensmitteln hatte, aber immerhin noch geöffnet. Als ich den Laden betrat, stellte ich fest, daß eines der Regale leer war und das andere nur zur Hälfte gefüllt war. Aber daß war mir in dem Moment völlig egal, der Laden hätte auch geschlossen sein können. Man muß den Focus auf das Gute richten. Der Pilger nimmt, was er kriegt. Entweder begreift man das schnell oder bucht besser einen Pauschalurlaub.
In meinem Falle waren das eine Dose Ravioli, eine Tomatensuppe, zwei Flaschen Wasser, zwei Flaschen Wein, eine Tüte Erdnüsse und etwas Weingummi, aber leider schon wieder kein Rum. Trotzdem hatte ich das Sortiment des Ladens um die Hälfte reduziert. 
Als ich rauskam, fing es endlich an zu regnen und mein GPS hatte gerade noch genug Strom, mir mitzuteilen, daß es einen kürzeren Weg zurück gibt, als ich genauere Infos von dem Gerät darüber haben wollte, war der Strom weg. Tolle Wurst! Ich hatte alles bei Raphael gelassen, was ich nun hätte gebrauchen können, Ersatzbatterien und Regenzeug. Was nun tun? Auf Nummer sicher und den gekommenen Weg zurück gehen oder den inneren Kompass anschmeißen und hoffen, daß der nicht versagt? 
Dem Mutigen gehört die Welt, der Regen hörte auf, hinter dem nächsten Hügel erkannte ich den Wasserturm, der zu dem Ort gehört, in dem wir gerade campieren und nach ner knappen Stunde war ich wieder am Platz. Schlappe 15 Kilometer zum Abendessen holen, auch gut. Nun wird gespeist.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...

Printfriendly