Montag, 29. April 2013

Irgendwas is' ja immer

Was ist das?
Heute morgen brachen wir für unsere Verhältnisse relativ früh auf – es ging ewig weit immer an einer mehrspurigen Bundesstraße entlang. Zum Glück hab' ich das vorher mit Fussel trainiert und sie hängt wie ein Tender hinter einer Dampflok, immer an meinem rechten Fuß und hält exakt die Spur. Was wohl in ihrem Kopf vorgeht. Man muß sich in den Hundekopf mal reinversetzen.
Als wir vor fünf Wochen meine Wohnung verließen, dachte sie bestimmt, es geht einfach nur eine Runde um den Block zum Pipi machen, gut dann ging es etwas weiter, aber das kannte sie ja auch schon, ein oder zwei Nächte woanders schlafen, auch okay, aber so lange, soviele Kilometer und jede Nacht woanders? Innerlich schüttelt sie bestimmt den Kopf und denkt bei sich, der Alte hat nun ganz den Verstand verloren und findet den Weg zu seinem Sofa nicht mehr. Ob sie sich noch an zu Hause erinnert? Ich hab manchmal Angst, daß wenn wir eines Tages wieder zu Hause in Martfeld sind, sie sich weigern wird jemals wieder die Wohnung zu verlassen. "Mit dem Wahnsinnigen geh ich niemals wieder Gassi, der muß auch immer alles übertreiben" Manchmal tut sie mir fast leid. Aber auch nur manchmal... Egal Sie macht das schon extrem gut...
Wir gingen also ewig lange an dieser Straße entlang, die tatsächlich den ausgewiesenen Pilgerweg darstellt. Die Autos und LKWs knallten an uns vorbei und zwischendurch hupten sie natürlich. Mittagspause machten wir dann ganz romantisch auf einer Verkehrsinsel und beschlossen dann einen Umweg über Feldwege zu laufen. Daß war dann auch ganz nett, man konnte endlich wieder verstehen, was aus dem Kopfhörer schallte und es schien sogar die Sonne. Einen Moment lang war alles gut, bis wir wieder an die Bundesstraße mußten.
Wenn man aus der Ruhe und Einsamkeit der Felder wieder an eine befahrene Straße kommt, bemerkt man erst, was der Krach in einem für einen Stress verursacht. Selbst die Toten Hosen die in voller Lautstärke über einen Kopfhörer in die Ohren dröhnen, kann man nicht mehr verstehen. Wenn man bedenkt, daß uns im Alltag dieser Lärm ständig umgibt ist es schon fast verwunderlich, daß wir nicht permanent am Rad drehen. Obwohl - wer sagt uns eigentlich, daß wir das nicht tun und diesen Zustand einfach als normal empfinden. Das würde im Umkehrschluss bedeuten, daß die die wir als wahnsinnig bezeichnen, vielleicht die einzig normalen Menschen sind. Da lasst uns aber mal nicht näher drüber nachdenken, sonst werden wir am Ende noch verrückt oder nach meinem vorangegangen Denkansatz normal. Aber wer will schon normal sein?
Ich jedenfalls nicht, ich bin doch doch nicht verrückt...
Sei es wie es sei, an befahren Straßen laufen macht rammdösig, aggressiv und müde und wir waren heilfroh endlich Poitiers gegen Abend erreicht zu haben und in Anbetracht des für die Nacht angesagten schlechten Wetters und Raphaels aufkommender Erkältung auch ein warmes Quartier gefunden zu haben.
Dieser Ort ist so groß, wie er trostlos ist, das haben offensichtlich auch die Supermärkte so empfunden und sich einfach mal aus der Innenstadt verzogen. Um den Hauptbahnhof herum gibt es nur ein paar überteuerte Dönerbuden, ein zwei trostlose Hotels, die lieber eine Bar wären, ein riesen Infozentrum der französischen Armee und jede Menge Autovermietungen. Bei dem Angebot hier hat man als Bewohner dieser Stadt offensichtlich zwei Möglichkeiten, was man mit seinem Leben anfangen kann. Entweder man bereitet so lange Kebap oder Getränke zu, bis man genug Geld hat um sich ein Auto zu mieten mit dem man ganz weit wegfahren kann, oder man meldet sich bei der Armee und lässt sich irgendwo auf der Welt erschiessen, beides verspricht auf jeden Fall mehr Lebensqualität, als sich in hier aufhalten zu müssen.
Wir mußten kilometerweit aus dem Stadtzentrum herausfahren um überhaupt eine Einkaufsmöglichkeit für Lebensmittel zu finden. Der gute Raphael scheint im übrigen inzwischen einen so mitleidserregenden Eindruck zu erwecken, daß, als er mit Fussel sitzend vor dem Einkaufszentrum auf mich wartete, von einer alten Dame zwei Euro zugesteckt bekam, damit er sich auch mal was gönnen könne.
Richtig, eine Klospühlung, daß braune ist das Wasser, nicht etwa was anderes

1 Kommentar:

  1. ach olaf..meinst du wirklich fussel glaubt noch an ein gutes ende,mit garten,sofe und normalem gassi..? für sie neben dir einen nie endenden spaziegang nimmt ihr jede illusion auf ein happy end..ihr kleiner hundekopf möchte dich sicher bei jedem aufbruch sicher nach hause bringen..aber du scheinst nicht zu wissen wo es langgeht..der wahnsinn der verkehrsflüße stell ich mir genauso vor wie du es beschreibst..was glaubst du warum die tauben immer ein grinsen drauf haben..eben wegen der nicht vorhandenden dauerbeschallung unserer sehr lauten und konfusen umwelt..du beschreibst so wunderbar die nester die du auf deinem trip durchläufst,schon irre wie manche orte exsestieren,oihne wirklicher lebensqualität oder charme..die armen eingeborenen,du hast ja das glück,diese orte wieder verlassen zu können,mit dem bewusstsein ein schönen ort dein zu hause nennen zu dürfen..wünsche dir ganz liebe grüße aus der heimat

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