Samstag, 20. April 2013

Ich will nicht ins Paradies



Gestern war Raphael seine Einlagen in Paris abholen, dadurch war ich auf mich allein gestellt, was kein wirkliches Problem darstellte, denn ich mußte nicht einkaufen. Also auf nach Chartres und Kathedrale gucken. Ja, Ihr lest richtig, Ølaf wollte eine Kirche betreten und das aus eigenem Willen. Auf meinem ersten Jakobsweg habe ich das komplett vermieden, bis auf einen Besuch in der Kathedrale von Santiago de Compstella und der war eine reine Enttäuschung, tausende mit dem Bus angekarrte Touristen, die lärmend und fotografierend herumstanden, keine Chance auch nur einen andächtigen Moment zu verleben. Das war grauenhaft und völlig daneben. Außerdem hat es für mich nie einen Sinn gemacht Gott ein Haus zu bauen.
Schaut Euch mal draußen um, wie kann man auch nur den Versuch wagen, Gottes Schöpfung ihm zu Ehren toppen zu wollen und das zum Preis unschuldiger Menschenleben, welche mit Versprechen geködert wurden, die kein Mensch geben kann. Es ging, wie immer nur darum Menschen über ihre Urangst vor Tod und Verdammnis zu kontrollieren und auszubeuten. Vor allen Dingen in Spanien tat die Kirche alles, um zu vermeiden, daß die iberische Halbinsel muslimisch wurde und damit die Macht und die damit verbundenen Verdienstmöglichkeiten der Kirche eingeschränkt würden. Also ging es darum, sich möglichst viele der noch nicht christlichen, keltischen Völker in kürzester Zeit einzuvertleiben, denn irgendjemand mußte ja aufkommen für die Orgien und Zechgelage der Päpste und Ihrer Kirchenfürsten. Wie also bringe ich in kürzester Zeit soviel verschiedene Völker, wie möglich auf meine Seite. Ganz einfach, ich annektiere ihre Bräuche, Sitten und heiligen Orte und gebe ihnen nur ein neues Antlitz, dadurch fällt ihnen die Umstellung nicht so schwer.

Aus dem Wintersonnenwendenfest mache ich mal eben den Geburtstag des Heilands und nenne es Weihnachten. Aus dem germanischen Fruchtbarkeitsfest zu Ehren von "Eostre" oder "Eostrae", welches die angelsächsische Namen der germanischen Göttin der Morgenröte sind, welche ebenfalls als Göttin des Frühlings und der Fruchtbarkeit gelten, mach ich Ostern und erzähle was von Auferstehung. Komischerweise ist das Ei als Symbol der Fruchtbarkeit bis heute bei diesem Fest erhalten geblieben. Was hat das Ei bitte mit Auferstehung zu tun?
Um den so genannten Ungläubigen den Übergang in die neue Religion noch weiter zu vereinfachen übernehme ich auch noch ihre heiligen Stätten und baue als Zeichen meiner Macht Gebäude darauf, die so gewaltig sind, daß sie den Menschen der damaligen Zeit zwangsläufig vermitteln mußten, daß solch ein Bau nur mit göttlicher Hilfe durchzuführen sei. Nebenbei sind die Moslems in anderen Teilen der Welt nach dem gleichen Prinzip verfahren.

Schon interessant, daß man den Leuten Ungläubigkeit vorgeworfen, aber auf der anderen Seite alles Funktionierende übernommen hat nun aber im Dienst der Kirche. Bewährte Strukturen aufgreifen, umkrempeln und dann den Leuten als eigene Idee verkaufen, das haben die Nazis unter anderem mit den Pfadfindern so gemacht. Mafiaorganisationen und totalitäre Systeme aller Art verfahren bis heute nach dem gleichen Prinzip.

Alles, was nicht im Namen der jeweiligen Organisationen geschieht ist falsch, wird verfolgt, möglichst ausgemerzt und am Ende bedeutet es den Ausschluss aus dem Reich Gottes. Auf jeden Fall haben es die Kirchen mit ihrer Intoleranz geschafft, sich die christliche Idee so anzueignen, daß die meisten Menschen, den christlichen Glauben mit dem agieren der Kirche gleichsetzen. Sie haben das Kreuz entweiht und den Glauben der Menschen kommerzialisiert.
Das Heilen durch Handauflegen ist Aberglaube! War es nicht Jesus selbst, der mit dieser Methode gearbeitet hat? Ja, kommt dann als Antwort, der war ja auch Gottes Sohn. In anderem Zusammenhang reden sie dann wieder davon, daß wir alle Gottes Kinder sind. Ich sage Euch, die sind nichts weiter als die Pharisäer und Schriftgelehrten mit denen sich Jesus schon immer angelegt hat.
Natürlich muß man auch die Vertreter der Glaubenssyndikate losgelöst von der Organisation als Individuen sehen, da machen einige mehr als nur einen guten Job, aber es gibt auch Pastoren, die nicht mal den Arsch in der Hose haben, sich mit einer Sterbenden zu unterhalten, die Sie darum bittet, weil Sie dann vielleicht in der Unterhaltung, die von ihnen vertretene Meinung überdenkenen müssten und das geht ja nicht, denn ihr Amt beinhaltet für sie, absolute Unfehlbarkeit. Sie haben das schließlich studiert. Aber das nur am Rande. Weiß zufällig jemand, wo Jesus studiert hat?

Soweit zur Einleitung. Ihr fragt Euch sicher gerade, wieso will der dann unbedingt in eine Kirche? Ganz einfach, weil Kirchen oft an speziellen Stellen stehen, insbesondere hier in Chartres.
Die Kathedrale steht auf einem Punkt, den schon die alten Druiden kannten, einem magischen Punkt.
In der Kathedrale gibt es ein Labyrinth, welches an einer speziellen Stelle endet und da... Nein, ich hatte nichts geraucht, getrunken oder sonstwie eingeworfen. Dieser Punkt hat was außergewöhnliches, was ich hier nicht beschreiben kann und vorher nicht wirklich geglaubt hab. Jetzt weiß ich es.


Überhaupt vermittelt daß ganze Gebäude den Eindruck, daß seine Entstehung weniger mit Glauben, denn mit Wissen zu tun hat. Ich kann es nicht beschreiben, glaubt es oder fahrt hin und lasst Euch mal unvoreingenommen darauf ein, dann wisst Ihr es.
Dazu kommt nebenbei noch, daß man an dem Gebäude sehen kann, wie der gotische Baustil sich entwickelt hat. Von ganz schlicht, bis zu Verzierungen, die so detailliert sind, daß die Verdammnis die Aufgabe sein könnte, das Innere der Kirche staubfrei halten zu müssen. Nicht zu vergessen, die Gestaltung der Fenster, denn es ist bis heute nicht gelungen herauszufinden, wie der darin enthaltene blaue Farbton (Chartresblau) hergestellt wurde.


Doch kommen wir nun zu etwas komplett Anderem, meinem Frühstück. Gestern bevor wir in die Herberge gingen, habe ich mich wieder mit Schokocroisants eingedeckt, diesmal habe ich sie aber so verwahrt, daß mein kleiner Hund keine Möglichkeit hatte sie vor mir begutachten zu können. Am Abend stellten wir dann fest, daß es Frühstück in der Herberge gibt. Also stand ich früh genug auf und ging in die Küche, sicherheitshalber nahm ich die Croisants mit, weil man ja nie weiß, was die Franzosen unter Frühstück verstehen. Ich hab da so meine Erfahrungen im Ausland gemacht. Kennt irgendjemand "Continental Breakfast"? Wer es kennt, weiß, was ich befürchtete... Ich kam in eine leere Küche und sah nix, was auch nur annähernd essbar war. Ich legte also meine Tüte auf den Tisch und beschloß erstmal einen Kaffee und eine Zigarette vor der Tür zu mir zu nehmen, in der Annahme, ich sei wohl zu früh. Als ich wieder rein ging, waren meine Croisants unter den inzwischen aufgetauchten anderen Gästen aufgeteilt, welche dachten, das wäre das zur Übernachtung gehörende Frühstück. Auf Nachfrage stellte sich herraus, daß ich mir aus einem am Boden stehenden Papiersack, der aussah, wie die Säcke in denen ich mit meinem Opa immer das Laub zur Deponie gebracht habe, bis halb neun ein Baguette hätte nehmen können. Leider war es schon Viertel vor neun, als ich fragte und der Sack war schon weggeräumt...

Nebenbei haben wir gestern eine coole Lightshow an der Kathedrale gesehen. Auf einer Bank dort saß ein älterer Herr mit Flasche und Raphael sagte im Scherz, daß wir uns doch zu dem Kollegen auf die Bank setzen sollten, der sehe so aus, als wolle er noch ein bisschen feiern. Hat der wohl auch, denn als wir Heute morgen so gegen elf dort eintrafen, war er immer noch auf der Bank, nur jetzt liegend, mit verdrehten Augen und leichtem Schaum vor dem Mund, die herbei gerufene Feuerwehr hat ihn dann aber nochmal wiedergekriegt und mitgenommen. Ich bin ganz froh, daß ich nicht immer auf das höre, was der Kollege vorschlägt...











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