Mittwoch, 24. April 2013

God bless the amigos of the camino

Alles richtig gemacht ab Tours geht's los. Wir sind heute morgen als erstes in die Touristinfo von Tours gegangen und erhielten den ersten wirklich warmen Empfang. Die "amigos les camino" sind eine ehrenamtliche Organisation, die sich um das Wohlergehen der Pilger auf dem Weg kümmert und der Präsident des Landkreises von denen arbeitet in der Touristinfo und freute sich riesig uns zu sehen. Dann sprach er auch noch nahezu perfekt englisch – ein Traum. Vollgepackt mit Informationen und seiner Privatnummer für Notfälle entließ er uns auf den Weg. Endlich wird es ernst.
Nur noch 1500 Kilometer bis zum Ziel. Die Akkus sind geladen, die Wäsche gewaschen, die Sonne scheint, nichts tut mehr weh, zumindest bis nachher und wir tragen Sonnenbrillen … Läuft!


Wie gesagt, es läuft...
Der nette Herr aus der Touristinfo in Tours schickte uns nach Veigné südlich von Tours, ein Ort der so weder im Reiseführer, noch auf den gängigen Internetseiten steht. Wir sollten uns bis fünf Uhr im dortigen Rathaus melden. Er hatte dort angerufen und uns angekündigt. Wir gingen los, raus aus der Stadt – endlich mein Wetter, 25℃ keine Wolke am Himmel. Der Weg führte uns eine Weile Richtung Osten am Fluss entlang und schwenkte dann südlich ab durch die Außenbezirke von Tours, bis raus aufs Land in die vom Frühling langsam wachgeküsste Natur. Der Duft der Pflanzen, der uns um die Nase wehte, roch fast noch lieblicher als der der süßen Deerns von Paris. Die Jungens von Iron Maiden sangen was von: "I'm on my way, I'm on the road again..!" Wie passend. 
Der Rhythmus gab die Schrittzahl vor und eine Gänsehaut zog über meinen ganzen Körper. Wir laufen und zwar Beide und diesmal nicht nur zum Busbahnhof. Keine schmerzende Hüfte, kein drückender Schuh und das Beste: Raphael war wieder genauso im Schritt, wie ich. Als wir so richtig in Schwung waren und sicher, daß wir es pünktlich zum Rathaus von Veigné schaffen würden, fanden wir uns mitten in einer Großbaustelle wieder. Also ich will sagen, eine richtig große Großbaustelle, nur noch größer. Bagger, Planierraupen, Kräne, was man halt so braucht, für den Bau eines Kraftwerks.
Sicher, wir hatten auf dem Weg dahin einige Schilder gesehen, aber wir waren gerade so schön in Schwung und die Schilder hier waren sicher nicht für uns bestimmt, sonst hätte man sie doch in Deutsch beschrieben. Egal, dachten wir uns und marschierten unbeirrt weiter, bis aus der Grube vor uns auf'mal ein kleines Männchen mit weißem Helm und oranger Weste stieg und offensichtlich irgendwas rief, was wir aber nicht verstanden. Außerdem was konnte der schon von uns wollen, wir waren ja nur auf der Durchreise. Er stellte sich uns dann aber in den Weg, deutete auf seine schöne, in der Sonne noch leuchtendere Weste und redete munter weiter. Um uns herum lärmten die Baumaschinen und ich dachte, ich probiere mal die Methode der Japaner aus, freundlich und verständnisvoll lächeln und nicken und sich nicht beirren lassen – klappte nicht. Immer wieder deutete er auf seine tolle Weste und wollte uns offensichtlich zu verstehen geben, daß wir dem Anlass entsprechend unpassend gekleidet waren. Ich holte die Landkarte raus und versuchte ihm zu verdeutlichen, daß das hier laut Google maps eine öffentliche Straße sei und ich schon von Kindesbeinen, spätestens seit Kenntnis der Rotkäppchen-Geschichte gelernt hätte, daß man sich nicht vom Weg abbringen lassen solle. Keine Chance, der kleine Mann mit der roten Weste und inzwischen ebenso gefärbtem Gesicht ließ uns nicht durch."So 'ne Dachlatte", schimpfte Raphael los, "als wenn wir nicht auf uns selbst aufpassen könnten!"
Es half alles nichts, wir mußten umdrehen, mindestens so weit, daß er dachte, er hätte uns überzeugt. Wir gingen ein Stück zurück, bis er außer Sichtweite war und schlichen uns dann verdeckt durch einen Erdwall doch durch seine blöde Baustelle, denn das war die einzige Möglichkeit den Termin im Rathaus von Veigné noch einzuhalten. Das klappte auch auf die Minute.
Man empfing uns freundlich, schließlich waren wir die ersten Pilger seit Februar und wir kriegten einen Schlüssel für ein ganzes Haus direkt am Dorfplatz und das gratis. Wenn wir wollten, könnten wir morgen was in die Spendenbox im Haus werfen. Das sind halt die Freunde des Caminos, denen geht's um die Sache.
Großartig das Haus hat sogar heißes Wasser und eine intakte Küche. Toller Verein...

2 Kommentare:

  1. ..du kommst deinem ziel immer näher..so brauchst du natürlich die klamotten nicht,unnötig mitschleppen..wie geil zum schluß braucht ihr nur noch hängematte,schl.sack,kocher und sonnenbrille..ich beneide euch..

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  2. ..aber mein guter olaf,auch wir haben mittlerweile die sonne des jahres 2013 kennen und schätzen gelernt..einfach nur schön..wußte garnicht daß ich völlig depressiv geworden war und so langsam kehrt leben zurück..alle haben ein sattes grinsen oder wenigstens ein kleines lächeln im gesicht..liebe grüße aus der heimat

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