Freitag, 14. Juni 2013

Just follow the white rabbit


Ich dachte ich könnte heute ein wenig länger schlafen, denn ich ging davon aus, daß keiner morgens an die Waschmaschine müßte. Aber wie schon erwähnt, fällt den Racingpilgern immer was ein, wie sie mich wecken können.
Kurz nach sechs Uhr sprang die Tür auf, daß Licht ging an und eine ältere deutsche Frau fing an auf mich einzuquasseln und zwar ohne Punkt und Komma, ihre Fußbandagen wären weg und sie könne sich das gar nicht erklären, die wären doch so teuer gewesen, ob ich die zufällig hätte oder beobachtet hätte, wie sie jemand genommen hätte aber vielleicht seien sie ja auch einfach noch in der Waschmaschine, sagte es und stieg mit einem Bein einfach über meinen Kopf und steckte den ihren in die Trommel, dabei redete sie natürlich pausenlos weiter ihrer Stimme und ihrer rasselnden Atmung hörte man den Jahrzehnte langen Zigarettenkonsum an, jetzt klang ihre Stimme dazu noch etwas blecherner klang.
Man muß sich das in etwa so vorstellen, wie wenn Darth Vader sich an einer Joe Cocker Imitation versuchen würde. Ich lag dabei hilflos auf dem Rücken beide Arme in meinem Mumienschlafsack und bei dem Blick nach oben dankte ich Gott, daß die Dame keinen Rock trug.
Ob ich mir sicher wäre, daß ich nicht zufällig auf ihren Bandagen läge schallte es aus der Waschtrommel. Ich könne gerne nachsehen, entgegnete ich, dazu wäre es aber nötig, daß sie ihren Hintern von meinem Gesicht wegnimmt. Ach so ja, krächzte es aus der Trommel, sie wolle nur noch schnell in den Trockner, welcher neben der Waschmaschine stand, gucken. Da sei auch nix tönte es nun aus der Trommel des Trockners, in meiner Lage hatte ich auch einen guten Blick auf ihren Füße und erlaubte mir sie zu fragen, ob sie evtl. die Bandagen suchen, die sie an den Füßen hätte. Da hätte sie noch gar nicht gesucht hörte ich sie den Kopf aus dem Trockner ziehend krächzen. Sie bedankte sich und warf mir noch ein schönes "Buen Camino"zu und verschwand, natürlich ohne das Licht wieder zu löschen. "Ja, Du mich auch...", dachte ich bei mir. Nun war ich wach.
Wir starteten zu dritt. Aber ich fiel nach ein paar Kilometern zurück, weil ich noch was an meinem Rucksack ändern wollte und mit meiner Schwester chatete. Also lief ich dann einige Zeit alleine, bis ich Paola, unsere Kolumbianerin auf einem Stein pausierend vorfand. Raphael war schon mal weitergelaufen, weil er so schnell wie möglich Santo Domongo erreichen wollte, um sich da ein Einzelzimmer zu sichern, damit er sich von seiner immer noch andauernden Erkältung besser erholen könnte. Also lief ich mit der Kolumbianerin weiter.
Ab Spanien ist der Weg hervorragend ausgezeichnet, man braucht eigentlich nur den Schildern mit dem bekannten Jakobswegsymbol zu folgen oder den gelben Pfeilen, die an den verschiedensten Stellen aufgemalt sind, nachzulaufen. "Just follow the yellow Arrorws", ist der einzige Hinweis, den man braucht, um das Ziel zu erreichen. Darüber scherzten wir 2010 auf dem Weg viel und irgendwann machte jemand daraus "Just follow the white rabbit", da würde man doch mehr erleben.
Wenn uns seit der Zeit jemand nach dem Weg fragte, bekam er von uns immer als erstes zu hören."Einfach dem weißen Hasen nachlaufen!" Da es in dieser Gegend verhältnismäßig wenig sichtbare weiße Hasen gibt, brauchten wir also etwas, was dem entspricht. Dies war schnell gefunden. Hübsche Pilgerinnen waren ab sofort unsere "White Rabbits". Allerdings sind die hier rarer gesäht, als man denkt. Mit einem Großteil der weiblichen Pilgerschaft verhält es sich ähnlich, wie mit vielen Bauwerken hier auf der Strecke, sie haben schon bessere Zeiten erlebt und sind durch einfache Renovierungsarbeiten nicht mehr zu retten.
So ein white rabbit ist allerdings nur von nutzen, wenn man hinter ihm herläuft, denn nur dann bringt er einen Vorwärts. Das funktioniert wie die Karotte, die mit einem Band so an einer Stange befestigt ist, daß der Esel sie zwar sehen, aber mit der Schnauze nicht erreichen kann. Der Versuch, sie zu kriegen treibt ihn Vorran. Schaffte er es sie zu essen, bliebe er danach einfach stehen.
Wir haben nun schon seit Langem einen "white rabbit" in der Gruppe und das ist etwas verwirrend. Das ganze Verhalten ändert sich. Es wird leiser gepupst und gerüplst, man geht zum Duschen immer mit einer frischen Unterhose unter dem Arm. Natürlich zieht man nach dem Duschen wieder die Alte an, die Neue versteckt man in der Kulturtasche, damit man sie am nächsten Tag wieder gekonnt sichtbar ins Bad tragen kann. Kurz gesagt, es ist anstrengender mit weiblicher Begleitung.
Obwohl ich zugeben muß, daß es gerade im Gelände manchmal echte Vorteile mit sich bringt, vor Allem, wenn man die anerzogenen Umgangsformen beachtet. "Ladys first", ist eine dieser Regeln. Diese ist in der Wildnis echt sinnvoll, wenn man z.B. wissen will, ob die Brücke über die man muß wirklich stabil genug ist, oder der steile Abhang, den man herabsteigen will nicht vielleicht doch zu rutschig ist. Bergauf macht sie allerdings nur Sinn, wenn die Dame 'nen Rock trägt.
Ich lief also heute mit Paola. Wir hatten beschlossen, wild zu campen, um Geld zu sparen und ich wollte auch nicht wieder neben einer Waschmaschine oder Fahhrädern schlafen.





2 Kommentare:

  1. King of the road

    Trailers for sale or rent
    Rooms to let...fifty cents.
    No phone, no pool, no pets
    I ain't got no cigarettes
    Ah, but..two hours of pushin' broom
    Buys an eight by twelve four-bit room
    I'm a man of means by no means
    King of the road.

    Third boxcar, midnight train
    Destination...Bangor, Maine.
    Old worn out suits and shoes,
    I don't pay no union dues,
    I smoke old stogies I have found
    Short, but not too big around
    I'm a man of means by no means
    King of the road.

    I know every engineer on every train
    All of their children, and all of their names
    And every handout in every town
    And every lock that ain't locked
    When no one's around.

    I sing,
    Trailers for sale or rent
    Rooms to let, fifty cents
    No phone, no pool, no pets
    I ain't got no cigarettes
    Ah, but, two hours of pushin' broom
    Buys an eight by twelve four-bit room
    I'm a man of means by no means
    King of the road.

    Roger Miller

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  2. Bill Ramsey - Bin nur ein Tramp

    Ich hab' kein Schloss am Meer
    Kein Auto mit Chauffeur
    Kein Bett und keinen Stuhl
    Und keinen Swimmingpool

    Ich hab' kein Gold im Panzerschrank
    Ich hab' kein Konto auf der Bank
    Ich hab' nichts, was Sorgen mir macht
    Bin nur ein Tramp

    Ich hab' kein Stammlokal
    Und auch kein Pferd im Stall
    Ich hab' kein weißes Hemd
    Und Steuern sind mir fremd

    Ich hab' kein einziges Wehweh
    Mein Kreislauf ist okay
    Ich hab' nichts, was Sorgen mir macht
    Bin nur ein Tramp

    Ich habe die Sonne und den Mondenschein
    Auch die Sterne und bin nie allein
    Ich habe den Regen und habe den Wind
    Und freue mich, und freue mich so wie ein Kind

    Und sing':

    Ich hab' kein Schloss am Meer
    Kein Auto mit Chauffeur
    Kein Bett und keinen Stuhl
    Und keinen Swimmingpool

    Ich hab' kein Gold im Panzerschrank
    Ich hab' kein Konto auf der Bank
    Ich hab' nichts, was Sorgen mir macht
    Bin nur ein Tramp

    Ich hab' kein Stammlokal
    Und auch kein Pferd im Stall
    Ich hab' kein weißes Hemd
    Und Steuern sind mir fremd

    Ich hab' kein einziges Wehweh
    Mein Kreislauf ist okay
    Ich hab' nichts, was Sorgen mir macht
    Bin nur ein Tramp

    Text: Hans Bradtke (Pigalle, Knallrotes Gummiboot, Pack die Badehose ein, Rote Lippen, Weiße Rosen, Zuckerpuppe und,und,und....)

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