Montag, 17. Juni 2013

… eine Herberge mit komischem Beigeschmack.



Wenn man auf dem Camino morgens aufwacht, Ist das erste Problem, dem man sich stellen muß, die vielen Sprachen, denen man begegnet. Wie schön wäre es jetzt, einen Babelfisch zu haben.

"Der Babelfisch ist klein, gelb und blutegelartig und wahrscheinlich das Eigentümlichste, was es im ganzen Universum gibt. Er lebt von Gehirnströmen, die er nicht seinem jeweiligen Wirt, sondern seiner Umgebung entzieht. Er nimmt alle unbewussten Denkfrequenzen dieser Gehirnströme auf und ernährt sich von ihnen. Dann scheidet er ins Gehirn seines Wirtes eine telepathische Matrix aus, die sich aus den bewussten Denkfrequenzen und Nervensignalen der Sprachzentren des Gehirns zusammensetzt. Der praktische Nutzeffekt der Sache ist, dass man mit einem Babelfisch im Ohr augenblicklich alles versteht, was einem in irgendeiner Sprache gesagt wird. Die Sprachmuster, die man hört, werden durch die Gehirnstrommatrix entschlüsselt, die einem der Babelfisch ins Gehirn eingegeben hat." (Quelle: Douglas Adams, Per Anhalter durch die Galaxis)
Aber leider steht mir momentan dieses Tier nicht zur Verfügung und ich muß alleine mit den verschiedenen Sprachen klarkommen. Direkt nach dem Aufstehen ist das oft eine ziemliche Herrausforderung und kann zu einer Art Gedankenverknotung führen. So kommt es mitunter vor, daß ich Raphael auf spanisch begrüße oder einfach englisch mit ihm rede. Ich komm mir in diesen Situationen oft vor, wie der gute alte Tennisplatzis, der Ägypter in "Asterix als Legionär", der denkt, daß er einen Pauschalurlaub bucht und sich in Wirklichkeit bei der römischen Legion verpflichtet, nur weil er die Sprache. Ich bin genau wie er darauf angewiesen, daß mir die Dinge richtig übersetzt werden.
Wir brachen heute etwas entspannter auf, da wir wußten, daß es nicht so heiß werden würde, wie in den letzten Tagen und wir dem zu Folge auch nicht allzufrüh am Zielort sein mußten. Wir hatten uns für den Abend wieder mit der Musikertruppe verabredet, jedoch kam es wieder mal ganz anders.
Heute war es nicht die Sonne, die uns zwang früher Station zu machen, sondern mal wieder unsere alten Begleiter Regen und Wind. Es überraschte uns wie so oft mitten in den Bergen und als wir den kleinen Ort San Juan de Ortega erreichten waren wir komplett nass geregnet. Also fragten wir in der dortigen Herberge, einem alten Kloster, nach, ob wir dort mit Hund unterkommen könnten. Es gab einen Lagerraum für Holz, der war trocken und windgeschützt, außerdem sollte er nur drei Euro kosten. 
Schon beim Einchecken tauchte ein Spanier auf, den wir für einen der Hospitaleros hielten und schnorrte mich auf englisch um eine Zigarette an, er würde sie mir später wiedergeben. Nachdem die beiden ihre Sachen in den Schlafsaal im ersten Stock gebracht hatten, setzten wir uns unter ein Abdach im Innenhof. Es dauerte nicht lange und der Spanier kam zu uns, setzte sich neben Paola quasselte sie zu und schnorrte mich um eine weitere Zigarette an. Er hätte nur noch Tabak, den würde er aber nicht mögen. Kurz darauf verschwand er mit Paola und Raphael und ich guckten uns verdutzt an. 
Wie hat der das denn jetzt gemacht, fragten wir uns. Einige Zeit später kam sie wieder und war nicht so begeistert. Er gehörte irgendwie nicht wirklich zu der Herberge und hatte wohl versucht sie mal eben aufzureißen. 
Später saßen wir beim Essen in der Bar und stellten fest, daß wir weder Tabak noch Zigaretten hatten und dort auch beim besten Willen keine kaufen konnten. Da kam dieser Stelzbock rein und ich sprach ihn an, ob er mir nicht was von seinem Tabak, den er nicht mochte, geben könnte. Das würde er gerne machen, antwortete er, aber nur wenn ich Paola schicken würde, ihn zu holen. 
Ich habe noch nie so gerne nicht geraucht, wie an diesem Tag und mußte mich ernsthaft beherrschen ihm nicht eine der rumstehenden Weinflaschen über den Kopf zu ziehen. Wenn ich da schon gewusst hätte, daß er sie in der Nacht nochmal im Schlafsaal aufgesucht hat, hätte ich mich garantiert nicht zusammengerissen. Raphael und ich waren so genervt von dieser Nummer, daß wir in der Nacht die ganze Herberge auf den Kopf gestellt haben und uns ausreichend an den Eis- und Weinvorräten bedient haben. Ich hab auch nicht beim Feuerholz geschlafen, sondern wir beide haben uns das schön im Wohnzimmer gemütlich gemacht. 
Wir werden uns über diese Herberge jedenfalls im nächsten Pilgerbüro beschweren. Nicht nur, daß da dieser Stelzbock rumrannte, nein auch die hygienischen Zustände waren unter aller Sau und der eigentliche Hospitalero saß Pornohefte lesend am Empfang, worüber man noch lächeln könnte, aber im Hinblick auf das Verhalten dieses anderen Dreckschweins, hat das einen sehr komischen Beigeschmack.

1 Kommentar:

  1. Paßt gut auf , auf die Paola. Zu diesem Typ Mann fällt mir nur ein Song ein, weil so mit Frauen umzugehen für mich auch eine Form von Faschismus ist:

    Schrei nach Liebe

    Du bist wirklich saudumm, darum gehts dir gut
    Hass ist deine Attitüde, ständig kocht dein Blut
    Alles muss man dir erklären, weil du wirklich gar nichts weißt
    Höchstwahrscheinlich nicht einmal, was Attitüde heißt

    Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe
    Deine Springerstiefel sehnen sich nach Zärtlichkeit
    Du hast nie gelernt dich zu artikulieren
    Und deine Eltern hatten niemals für dich Zeit
    (Ohoho) Arschloch!

    Warum hast du Angst vorm Streicheln? Was soll all der Terz?
    Unterm Lorbeerkranz mit Eicheln, weiß ich, schlägt ein Herz
    Und Romantik ist für dich nicht bloß graue Theorie
    Zwischen Störkraft und den Onkelz steht 'ne Kuschelrock-LP

    Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe (a silent cry for love)
    Deine Springerstiefel sehnen sich nach Zärtlichkeit
    Du hast nie gelernt dich zu artikulieren
    Und deine Eltern hatten niemals für dich Zeit
    (Ohoho) Arschloch!

    Weil du Probleme hast, die keinen interessieren
    Weil du Schiss vorm Schmusen hast, bist du ein Faschist
    Du musst deinen Selbsthass nicht auf andere projizieren
    Damit keiner merkt, was für ein lieber Kerl du bist (Ohoho)

    Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe
    Deine Springerstiefel sehnen sich nach Zärtlichkeit
    Du hast nie gelernt dich artizukulieren
    Und deine Freundin, die hat niemals für dich Zeit
    (Ohoho) Arschloch! Arschloch! Arschloch!

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