Sonntag, 7. Juli 2013

Die magische Hundert

Brücke über den Stausee von Portomarin


Heute kamen wir für unsere Verhältnisse Recht früh aus den Federn. Grischa stellte aber fest, daß seine gestern gewaschene Wäsche im Morgennebel Galiciens eher feuchter, als trocken geworden war, also mußten wir noch auf den Trockner warten und kamen wieder erst recht spät in die Gänge. Worüber wir uns zunächst keine Sorgen machten, denn es war noch immer grau und neblig und man konnte sich nicht wirklich vorstellen, daß die Sonne heut noch wieder auftaucht. Sarria liegt ca 110 Kilometer vor Santiago und ist damit die Stadt, in der die meisten Leute loslaufen, denen es nur um die Compostella geht, die Urkunde, die bestätigt, daß man gepilgert ist. Die Spanier erhalten mit dieser Urkunde Vergünstigungen im Studium und sie hilft bei Bewerbungen. Auch gehen verstärkt Jugendgruppen ab hier los. Dementsprechend ist der Weg ab Sarria voll von Leuten. Wir nennen diese Frischlinge "white socks pilgrims", weil sie noch völlig unbefleckt hier singend herumlaufen. Meist haben sie kaum Gepäck dabei und haben mit dem, was wir hier machen wenig gemein. Gerade am ersten Tag nerven sie ungemein, weil sie zumeist in Gruppen auftauchen und in der Gegend rumlärmen. Allerdings ist es ein großer Spaß, sie mit vollem Gepäck am Berg zu verblasen.
Raphael zog wieder gewaltig mit dem Tempo an und war längst über alle Berge, als Grischa, Paola und ich den Kilometerstein mit der magischen 100 erreichten. Nur noch 100 Kilometer bis zur Kathedrale von Santiago. Nachdem, was wir schon alles gelaufen sind, ist das jetzt nur noch ein Katzensprung, wobei unser eigentliches Ziel ja das Kap Finisterre ist und nicht die Kathedrale von Santiago. Die Hitze machte uns heute schwer zu schaffen. Wieder mal 40 Grad im Schatten und der Schweiß lief, wie ein Wasserfall. Selbst der Rucksack war so durchnässt, daß der gesamte Inhalt klamm war. Man fühlt sich einfach nur noch dreckig. In der Sonne ist das Laufen nahezu unmöglich. Kommt man in bewaldetes Gebiet, gibt's zwar Schatten, aber dafür kommen die Mücken und anderes fliegendes Getier, das vom Schweiß angezogen wird. 
Das Ziel für heute hieß Portomarin, ein Ort, der ursprünglich in einem Tal lag, dann aber einem Stausee weichen und auf einem Berg neu angesiedelt werden mußte. Man errichtete den Ort neu, lediglich die Kirche wurde Stein für Stein abgebaut und weiter oben wieder aufgebaut.
Wegen der Hitze schien das heutige Ziel schier unerreichbar, aber da die anderen schon da waren, quälten wir uns weiter. Kurz vor dem Ort trafen wir Andrew wieder, den Australier, mit dem ich mich über Mandela und Martin Sheen unterhalten hatte. Auch ein achtzehnjähriger Spanier schloß sich uns an, er war die Stationen des Weges mit seiner Mutter mit dem Auto abgefahren und hatte in Sarria angefangen zu laufen, natürlich ohne Gepäck. 
Wir erreichten die Brücke über den Stausee von Portomarin, wenn man diese überquert, muß man dahinter eine steile Mittelalterliche Treppe erklimmen. Als ich da oben ankam, sagte der junge Spanier zu mir: "Well done!" und eilt e auf die nächste steile Treppe zu, die zum Ort hoch führt. Das reizte mich ein bißchen, so daß ich meine Stöcke in den Boden drückte und ihn mit vollem Gepäck auf dieser überholte, um ihn oben mit den gleichen Worten aber einem etwas süffisantem Lächeln begrüssen zu können. Wer dicke Eier hat, darf sie ruhig zwischendurch mal raushängen lassen, dacht ich mir.
Im Ort angekommen begrüßten uns alsbald unsere zwei irischen Freunde, welche schõn in einer Bar saßen und sich die Getränkekarte durch den Kopf gehen ließen. Raphael war mit Hal in einer privaten Herberge abgestiegen und sie hatten dort eigentlich ein Bett für Grischa reserviert. Aber wir waren durch die Hitze und die vielen Pausen so lange unterwegs gewesen, daß als wir dort ankamen die Hospitalera das Bett anderweitig vergeben hatte. Also übergab Raphael Grischa sein Bett, denn er schläft inzwischen eh lieber draußen.
Paola, Fussel und ich machten uns darauf auf zur Municipalherberge. Von dem einen Iren wußten wir, daß die einen Garten besitzt, in dem man campen könnte. Dieser Garten war aber so klein und die Herberge voll mit lärmenden Jugendgruppen, daß wir uns entschlossen lediglich eine Dusche zu stehlen und uns einen besseren Platz zum Schlafen zu suchen. Neben einer älteren Kapelle am Ende der Straße wurden wir fündig. Mit uns schlugen noch drei andere Pilger ihr Lager dort auf, so daß wir ein kleines Camp von Outlaws hatten. Raphael, der etwas später auftauchte, legte sich mit seiner Isomatte einfach dazwischen.

1 Kommentar:

  1. Ein Lied kann eine Brücke sein (ohhh ja Baby !)

    schau auf dein leben
    was hat es gegeben
    jahre die drehen sich nur im kreis
    du möchtest dich ändern
    doch niemand zerbricht das eis

    dann sprichst du mit leuten
    die dir nichts bedeuten
    schau ihnen geht es so wie dir

    dabei gibt es noch wege
    die führen genau zu mir

    ohhh Baby

    ein lied kann eine brücke sein
    und jeder ton ist wie ein stein
    er macht dich stark und fest
    du kannst darüber gehen
    andere verstehen

    ein lied kann eine brücke sein
    hab' etwas mut und stimm' mit ein
    und ist dein herz bereit
    komm' über diese brücke
    her aus deiner einsamkeit

    hör auf zu spielen
    und lerne zu fühlen
    wie viele menschen freunde sind
    lerne zu singen
    vertrauen so wie ein kind

    ohhh baby

    ein lied kann eine brücke sein
    und jeder ton ist wie ein stein
    er macht dich stark und fest
    du kannst darüber gehen
    andere verstehen

    ein lied kann eine brücke sein
    hab' etwas mut und stimm' mit ein
    und ist dein herz bereit
    komm' über diese brücke
    her aus deiner einsamkeit

    ladadadaaaa
    ladadadaaaa

    ein lied kann eine brücke sein
    hab' etwas mut und stimm' mit ein
    und ist dein herz bereit
    komm' über diese brücke
    her aus deiner einsamkeit

    Joy Fleming
    (Eurovision Songcontest 1975
    Deutschland 17.Platz)
    wat ne Muddi eyh ;-)

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