Wir brauchen eine Auszeit.

Natürlich wird so ein Rastplatz für Pilger auch von solchen genutzt und das schon um halb sieben in der früh und die schert es auch nicht im geringsten, wenn da noch zwei Leute schlafen. Dazu kommt, daß dem Spanier im Laufe seiner Evolution offensichtlich das Gen abhanden gekommen ist, was ihn des Flüsterns bemächtigt. Diese Volksgruppe kann nur laut, ganz laut und noch viel viel lauter reden. Letzteres tut der Spanier hauptsächlich am Morgen, was für uns zur Folge hatte, daß wir wieder mal unsanft aus dem Schlaf gerissen wurden, was für uns heute aber gar nicht schlecht war, da wir sowieso früh weiter wollten, um der Hitze aus dem Weg zu gehen. Also packten wir schnell unsere sieben Sachen und weiter ging's. Wir schleppten uns weiter durch die Landschaft und die Sonne fing ab zehn Uhr an immer unerbärmlicher zu knallen. 

So freuten wir uns mächtig, als wir endlich das Städtchen Arzúar erreichten. Hier machten wir erstmal Pause, bis Raphael eintraf, der ja heute mehr laufen mußte, da er ja in der Nacht nicht mitgelaufen war. Ich fühlte mich heute so richtig ausgebrannt, der Körper war am Ende und selbst ein ordentliches Essen brachte die Lebensgeister nicht so einfach wieder in Gang. Alles war durchgeschwitzt, stank und klebte. An ein Weiterlaufen war in diesem Zustand nicht zu denken. Wir brauchten eine Auszeit. 

Also machten wir uns auf die Suche nach einem sauberen Doppelzimmer. Bei den ersten Pensionen wurden wir wegen Fussel mal wieder abgelehnt. Also versteckten wir sie bei der nächsten in der wir fragten und es klappte. Endlich mal wieder ein richtiges Bad und Bett herrlich. Wir waren so müde, daß wir Beide sofort in den Schlaf fielen. Auch Raphael hatte sich ein Zimmer genommen und ward für heute nicht mehr gesehen. Nachdem Aufwachen wuschen wir an Klamotten, was wir konnten, machten noch ein kleines Picknick im Bett und dann schliefen wir wieder ein.