Sonntag, 30. Juni 2013

Staubschlucken bei fast 40 Grad



Um 6 Uhr schüttelte mich der Amerikaner wach, der mir gestern Abend seine Gitarre geliehen hatte und bei der mir im Eifer des Gefechts pünktlich zur Nachtruhe um zehn eine Saite gerissen war. Er wollte wissen, wo ich seine Gitarre gelassen hatte. Sie lag wieder ordentlich in ihre Tasche verpackt neben mir, er hätte sich bloß mal umgucken müssen. Ich wollte ihm eigentlich sagen, daß ich ihm bei der nächsten Möglichkeit eine neue Seite kaufe, aber tut mir leid, wenn mich morgens um sechs jemand aus dem Schlaf reißt, kann er nicht erwarten, daß ich an sowas denke. Die spinnen, die Frühaufsteher. Aber nun war ich schon mal wach und konnte zum Einen nicht mehr einschlafen, weil rund um mich rum die anderen Frühaufsteher ihrem täglichen Ritual nachgingen, mich zu Nerven.

Zum Anderen wußte ich das mein "white rabbit" heute hierbleiben würde, weil einerseits ihr Fuß immer noch nicht wirklich wieder heile ist und sie sich andererseits im klaren darüber werden wollte, ob sie nicht besser ihren Weg alleine fortsetzen solle. Das schmeckte mir gar nicht, aber das wollte ich natürlich auch nicht so deutlich zeigen. Wo hatte ich mich da bloß reingeritten, wie gesagt, wenn der Esel die Karotte kriegt, bringt das alles durcheinander. Weil ich das gestern Abend schõn wusste, hatte ich beim Trinken etwas über die Strenge geschlagen und das wirkte zu dieser frühen Stunde noch gut nach. Am liebsten hätte ich mich sofort aus dem Staub gemacht, aber Raphael schlief noch oben und alleine wollte ich nun auch nicht los, da hätte ich mich in meinen Frust zu sehr reingesteigert und mich evtl. zu etwas unbedachten hinreißen lassen. So hing ich mit mir und meinem dicken Kopf noch weitere zweieinhalb Stunden in der Herberge ab, was meine Laune nicht wirklich verbesserte.
Ich versuchte, meinen Kopf wieder in geordnete Bahnen zu lenken, aber das gelang mir nicht wirklich. Ich kam mir vor, wie in einem schlechten Film. Warum muß das alles immer so anstrengend sein?
Endlich tauchte Raphael auf und wir konnten los. Nun waren wir wieder zu zweit und knallten die Stöcke in den Kies. Der arme Raphael mußte sich nun mein ganzes Gefühlswirwar anhören. Dazu kam noch, daß die Temperaturen die dreißig Grad lässig überschritten und die Strecke so gut wie keinen Schatten bot. Fussels Zunge hing ihr immer weiter aus der Schnauze und sie nutzte selbst den kleinsten Schatten, um sich hinzulegen. In ihrem Blick stand immer mehr die Frage, wo habt ihr mich hier nur hingebracht. Es half aber nix, wir mußten weiter, denn die Temperatur kletterte von Minute zu Minute weiter. Plötzlich bemerkte ich den großen und bedrohlichen Schatten eines Vogels, der uns umkreiste. Ich blickte nach oben und bemerkte, daß ein stattlicher Adler meine kleine Hündin anvisiert hatte. Erika, die ältere Osterreicherin hatte mir bei einem unserer ersten Treffen erzählt, daß sie beobachtet hatte, wie zwei Adler gemeinsam ein Lamm gerissen hatten. Also würde ein kleiner Hund für so ein Tier auch kein Problem darstellen. Durch wildes Herumfuchteln mit meinen Stöcken konnte ich dem Vieh aber klarmachen, daß er es mit mir zu tun bekäme, wenn er Fussel angreifen würde. Das wirkte und der Adler flog von dannen. Bei sengender Hitze erreichten wir Rabanal del Camino, heute würden wir uns einen Schlafplatz ohne unseren Babelfisch Paola suchen müssen. Aber auch das gelang uns problemlos, denn die dortige Herberge hatte zum Glück eine Campingwiese.
Am Abend saß ich alleine in der Bar und wollte mich um meinen Blog kümmern, aber daraus wurde wieder nix, weil ich einen Herren kennenlernten, der sowohl Nelson Mandela, alsauch Martin Sheen kennengelernt hatte und demzufolge einiges zu erzählen hatte. Insbesondere interessierte mich Martin Sheen, denn er ist der Hauptdarsteller in dem Hollywoodfilm "The Way", der den Camino als Inhalt hat und welcher 2010 kurz bevor ich den Weg das erste mal gelaufen bin, hier gedreht wurde.
Ein Zelt bauten wir heute gar nicht erst auf, wir schliefen einfach auf der Wiese, wobei bei mir von Schlaf nicht die Rede sein konnte, viel zu sehr fehlte dem Esel die Karotte vor der Nase...



2 Kommentare:

  1. Dust in the wind

    I close my eyes
    Only for a moment and the moment's gone
    All my dreams
    Pass before my eyes with curiosity

    Dust in the wind
    All they are is dust in the wind

    Same old song
    Just a drop of water in an endless sea
    All we do
    Crumbles to the ground, though we refuse to see

    (Aa aa aa)
    Dust in the wind
    All we are is dust in the wind
    Oh, ho, ho

    Now don't hang on
    Nothin' last forever but the earth and sky
    It slips away
    And all your money won't another minute buy

    Dust in the wind
    All we are is dust in the wind
    (All we are is dust in the wind)

    Dust in the wind
    (Everything is dust in the wind)
    Everything is dust in the wind
    (In the wind)

    Kansas

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  2. Der Adler

    Der Adler erhebt sich in die Lüfte -
    stolz und majestetisch.
    Ja, aber dafür gerät ein Goldhamster doch relativ selten
    in ein Flugzeugtriebwerk... ;-)

    Vince Ebert

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