Dienstag, 4. Juni 2013

Der Ton macht die Musik …

Wieder ein frühes geweckt werden in der großen Herberge, diesmal durch zwei Radfahrer, die meinten, sie müssten um halb sechs einen fröhlichen Plausch auf der Bettkannte abhalten. Da sie offensichtlich der englischen Sprache mächtig waren, verstanden sie meine Anweisung, dies jetzt bitte zu unterlassen. Okay, ich muß zugeben das Wort "bitte" habe ich nicht wirklich benutzt, denn für Höflichkeiten ist beim morgentlichen Schimpfen keine Zeit. Man muß die Beschwerde kurz, knapp und in dem Anlass entsprechenden Tonfall vortragen, dabei darf auf keinen Fall ein Spielraum für Wiederworte entstehen, denn man will ja noch weiterschlafen. Wenn ich lange an einer Formulierung feile, bin ich wach und das will ich ja vermeiden. Die Wahl der Sprache ist auch nebensächlich, der Ton macht wie gesagt die Musik und aus dem muß klar hervorgehen, daß Zuwiderhandlungen Konsequenzen nach sich ziehen können. Das ist wie bei einem Hund. 
Wir hatten auf der Wanderung 2011 mal eine Herberge genommen, die etwas teurer war, aber dafür eine Nachtruhe bis acht Uhr morgens versprach. Da meinte dann ein älteres französisches Ehepaar. gegen halb sechs das Licht im Saal anzuknipsen, sich unterhaltend ihre Sachen zu packen. Kurzer Hand bin ich aus dem Bett gehüpft, hab sie gefragt, ob sie noch alle Latten am Zaun hätten, auf den Zettel mit den Ruhezeiten gedeutet und ihnen per Handzeichen klargemacht, daß sie sich auf ihre Bettkante setzen und die Klappe halten sollen. Dann hab ich das Licht wieder ausgemacht und mich wieder schlafen gelegt, bzw. es versucht, doch leider regt mich die Rücksichtlosigkeit dieser Frühaufstehterroristen meist so auf, daß ich dann Hellwach bin. Am Liebsten wäre ich jetzt auch aufgestanden, aber dann wäre der pädagogische Effekt der ganzen Aktion zunichte gemacht gewesen und natürlich hätte ich die Anderen gestört. Also harrte ich in meinem Bett aus, sowie auch die Beiden brav auf ihrer Bettkante bis zum Ende der Nachtruhe sitzen blieben. Es ist ja in Ordnung, wenn man früher starten will, aber das kann man auch so vorbereiten, daß man niemand anderen dabei stört, wenn wir am Abend später schlafen gehen kriegt das auch kein Mensch mit. Aber das sei nur nebenbei erwähnt.
Heute sollte es nach Puente la Reina gehen, was übersetzt Brücke der Königin heißt. Dieser Ort ist ein zentraler Knotenpunkt auf dem Jakobsweg, denn hier gibt es, wie man sich bei dem Namen schon denken kann eine Brücke. Der aragonische und der navarreische Jakobsweg laufen hier zusammen, da die Pilger hier mit Hilfe der Brücke kostenlos über den Fluss Arga kamen. An anderen Stellen hätten sie viel Geld für eine Fähre bezahlen müssen. 
Nach einem kurzen Einkauf zogen wir munter mit den Brasilianern in einen herrlich sonnigen Tag hinein. Kurz hinter Pamplona traf ich einen Pilger, der aus Kirchweyhe, einem Ort in der Nähe von Bremen stammte. Wir kamen ins Gespräch und Raphael ging schon mal vor. Auf dem Berg hinter Pamplona trafen wir uns wieder und hatten ein kleines Picknick. Die Brasilianer wollten schon mal vorgehen und in der Herberge auf uns warten. Wir gingen die Sache mal wieder gemütlich an und als wir den Ort erreichten waren alle Herbergen "completo". 
Die Municipal (das sind die staatlichen Herbergen) hatte aber einen schönen Garten zum campen, wo der Kollege aus Kirchweyhe auch schõn sein Zelt aufgeschlagen hatte. Das war perfekt, wir konnten Duschen, Toiletten und Küche der Herberge nutzen und auch der Hund war kein Problem. Das Wetter war nebenbei auch gut zum campen.



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